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Marcel Risch

HZB/M. Setzpfandt

Marcel Risch ist seit 2019 Gruppenleiter der Nachwuchsgruppe „Gestaltung des Sauerstoffentwicklungsmechanismus“ am Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB). Er hält seit 2018 erfolgreich einen ERC Starting Grant und wurde in 2020 Fellow of the Young Academy of Europe. In seinem aktuellen Forschungsprojekt geht es um die wissensgeleitete Entwicklung von Elektrokatalysatoren mittels Konzepten aus den Materialwissenschaften, der Physik und der Chemie. Im Interview sprechen wir mit Marcel Risch über seine Motivation und seine Forschung.

Interview:

Woran arbeitest du gerade?

Marcel Risch: Gerade eben habe ich einen Forschungsantrag zur Wasserstofferzeugung durch Licht eingereicht. Ich würde mich freuen, wenn wir das Projekt bald umsetzen könnten. Daneben schreiben wir seit einiger Zeit einen Übersichtsbericht über unsere Lieblingsmethode, nämlich Elektrochemie kombiniert mit Röntgenabsorptionsspektroskopie. Diese Methodenkombination spielt auch eine Schlüsselrolle für meinen ERC Starting Grant ME4OER, bei dem es darum geht, die Zwischenschritte der Sauerstoffentwicklungsreaktion besser zu verstehen und dann mehrere Schritte gleichzeitig zu optimieren. Diese Reaktion ist ein aktueller Flaschenhals für die effiziente Erzeugung von grünem Wasserstoff. Unsere Einsichten in die Sauerstoffentwicklungsreaktion wollen wir demnächst auch auf die elektrokatalytische Erzeugung von Ammoniak anwenden. Es dreht sich bei uns also hauptsächlich um zukünftige und nachhaltige Energieträger aus erneuerbaren Energien.

Was treibt dich persönlich an?

Marcel Risch: Erneuerbare Energien haben mich schon mindestens seit der Grundschule fasziniert. Ich war auch schon immer neugierig und wollte genau wissen, wie Dinge funktionieren, was mich heute noch genau wie früher antreibt. Deshalb gefällt mir meine Berufsbezeichnung Wissenschaftler auch so gut. Ich bin jemand, der Wissen schafft und es ist mir wichtig, dass es für die Gesellschaft nützlich ist. Spätestens seit ich Vater bin, möchte ich auch dazu beitragen, meinen Kindern eine lebenswerte nachhaltigere Welt zu hinterlassen.

Welche Herausforderungen siehst du für dich in der nächsten Zeit?

Marcel Risch: Als größte Herausforderung sehe ich es, unsere Forschung kontinuierlich einem größeren Laienpersonenkreis vorzustellen und zu erklären. Eine nachhaltige Energieversorgung ist ein zu wichtiges Thema, um es alle paar Jahre wieder in den Hintergrund zu rücken. Es ist allerdings gar nicht so einfach, in meinem Arbeitsalltag dafür genügend Zeit zu reservieren. Jetzt freue ich mich erstmal auf meinen Vortrag auf der Berlin Science Week. Eine dauerhafte Herausforderung ist es auch Familie und Wissenschaft unter einen Hut zu bekommen.

Was würdest du dir für deine Forschung in Zukunft wünschen?

Marcel Risch: Ich wünsche mir, dass ich auch in Zukunft meine Ideen zu nachhaltigen Elektrokatalysatoren umsetzen kann. Und natürlich hätte ich für unsere Lieblingsmethode gerne ein verbessertes BESSY II Synchrotron um die Wartezeit auf BESSY III zu verkürzen. Ansonsten möchte ich meine Forschung weiterhin auch in interdisziplinären Verbundprojekten mit großer Diversität durchführen. Gerade im Zusammenspiel zwischen Theorie und Experiment passiert Spannendes, wenn beide Seiten aufeinander zugehen.

Wo siehst du deine Disziplin in 5-10 Jahren?

Marcel Risch: Ich erwarte, dass die Protokolle zur Bestimmung der elektrokatalytischen Kennzahlen für Aktivität, Stabilität und Selektivität in der nächsten Dekade harmonisiert und dann standardisiert werden. Da bin ich im Vergleich mit unseren Kollegen und Kolleginnen z.B. aus der Photovoltaik, etwas neidisch, was Reproduzierbarkeit und Vergleichbarkeit der Messungen angeht. Ich sehe auch, dass wir den jetzigen Graben zwischen akademischer und industrieller Forschung überwinden werden, so dass die Ergebnisse aus Laboraufbauten aussagekräftiger für industrielle Prozesse werden. Dafür ist ausdrücklich auch weiterhin Grundlagenforschung notwendig und wichtig. Ich denke in 5-10 Jahren ist es möglich, atomistische Zwischenzustände auch auf Elektrokatalysatoren zu untersuchen und dadurch noch gezielter Elektrokatalysatoren für die Energiewende zu entwerfen.

ORCID: 0000-0003-2820-7006