Inga Bürger (DLR)
Inga Bürger forscht an der Entwicklung thermischer Hochleistungsreaktoren für die Energiespeicherung und Energiewandlung. Sie ist Teamleiterin am Institut für Technische Thermodynamik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Wir haben mit Ihr im Interview über Ihre Arbeit und Ihre Motivation gesprochen.
Interview:
Woran arbeitest du gerade?
Inga Bürger: Ich arbeite daran, eine Verbindung zwischen der Wasserstoffinfrastruktur und Wärmepumpen-Anwendungen herzustellen. Durch diese innovative Sektorenkopplung will ich einen Beitrag zur Effizienzsteigerung der zukünftigen Energieversorgung liefern. Speziell arbeite ich an thermochemischen Systemen, also an reversiblen chemischen Reaktionen, die Wärme benötigen oder diese freisetzen können. In meinem Fall ist dies die Reaktion von Wasserstoff mit Metallen zu Metallhydriden. Durch das Gas Wasserstoff als Reaktionspartner und eine starke Wärmefreisetzung, bzw. Kälteerzeugung bei der Reaktion entsteht eine besondere Verbindung zwischen den zwei verschiedenen Arbeitsbereichen: Einerseits der H2-Gasinfrastruktur, die für die Speicherung und den Transport großer Mengen an chemischer Energie ausgelegt wird. Und andererseits dem Wärmesektor, der durch seinen großen Anteil an Treibhausgasemissionen immer mehr an Bedeutung gewinnt. Wir wollen die thermochemische Reaktion in diesem Falle so integrieren, dass die in der Infrastruktur vorhandene potentielle Energie für den Antrieb von Wärmepumpen oder Kälteanlagen genutzt werden kann.
Was treibt dich persönlich an?
Inga Bürger: Mich treibt es an, einen Beitrag zu unserem Energiesystem der Zukunft zu leisten. Sowohl der Bereich des Wasserstoffs als auch die Speicherung und Erzeugung thermischer Energie sind wichtige Bausteine in diesem System. Als Ingenieurin, Projektleiterin und Betreuerin vieler Studierender und Promovierender sehe ich es als große Chance der Gesellschaft mögliche Anwendungen aufzuzeigen und zu demonstrieren.
Welche Herausforderungen siehst du für dich in der nächsten Zeit?
Inga Bürger: Wasserstoff sowie Wärme sind in aller Munde, doch Lösungen bereit zu stellen, die ein ausreichend hohes TRL für eine reale Anwendung aufweisen, ist herausfordernd. In einem neuen beantragten Projekt möchten wir die Technologie der Metallhydrid-Kälteerzeugung für die Anwendung in Zügen demonstrieren. Dafür sind viele Herausforderungen in der Fertigung der Materialien und Reaktoren, aber auch insbesondere in der Systemintegration zu überwinden.
Was würdest du dir für deine Forschung in Zukunft wünschen?
Inga Bürger: Vor dem Hintergrund der CO2Reduktionsziele muss sich das europäische Energiesystem wandeln. Ein Wunsch für meine Forschungsarbeit ist natürlich, dass meine Ideen den Sprung in die Anwendung schaffen und zu Produkten weiterentwickelt werden. Sie sollen vielen Menschen begegnen und vor allem einen Beitrag zur CO2 Reduktion leisten.
Wo siehst du deine Disziplin in 5-10 Jahren?
Inga Bürger: In 5-10 Jahren wird sich das Energiesystem der Zukunft weiterentwickeln, und die Infrastruktur für die beteiligten Energieträger wird verstärkt ausgebaut werden. Die Thermochemische Energiespeicherung wird hierbei einen wichtigen Beitrag leisten. Als großes Ziel werden wir weiter die Effizienzsteigerung der Wärmespeicherung und Wärmebereitstellung adressieren. Dafür wird es wichtig, neue recyclingfähige Materialien als Basis für ein nachhaltiges Energiesystem zu nutzen.
ORCID: 0000-0002-6091-0431