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Juli: Jenna Poonoosamy (FZJ)

Jenna Poonoosamy ist Leiterin der Nachwuchsgruppe Reaktiver Transport am Institut für Fusionsenergie und Nukleare Entsorgung (IFN-2), am Forschungszentrum Jülich. Sie erforscht reaktive Transportprozesse, indem sie Experimente und Modellierung integriert. Jenna Poonoosamy hat einen Master-Abschluss in physikalischer Chemie und Radiochemie und promovierte in der Schweiz am Paul Scherrer Institut in Zusammenarbeit mit der Universität Bern. Sie ist Gastdozentin an der Universität Bonn, wo sie geochemische Modellierung unterrichtet. Im Interview sprechen wir mit ihr über ihre Forschung und die Herausforderungen, denen sie sich stellt.

Interview:

Woran arbeitest du gerade?

Jenna Poonoosamy: Ich leite das Team für Reaktiven Stofftransport am Institute of Fusion Energy and Nuclear Waste Management (IFN) Nukleare Entsorgung (IFN-2), Forschungszentrum Jülich. Meine Forschung konzentriert sich auf das Verständnis der Migration von Schadstoffen und Radionukliden im Untergrund. Unser Hauptziel ist es, den Standortauswahlprozess für tiefengeologische Lagerstätten für radioaktiven Abfall in Deutschland zu unterstützen. Die Gewährleistung der Sicherheit dieser Lagerstätten über Hunderttausende von Jahren erfordert ein fortgeschrittenes Verständnis der Prozesse sowie anspruchsvolle Simulationswerkzeuge, um die Entwicklungsszenarien der Lagerstätten genau vorherzusagen. Mein Team und ich engagieren uns dafür, diese konzeptionellen Ansätze zu entwickeln und „Realitätsnahe“ liegende Vorhersagen zur Entwicklung von  Endlager für radioaktiven Abfall zu liefern, die für vergleichende Standortbewertungen entscheidend sind.

Aktuell entwickeln wir im Rahmen des ERC-Starter-Grant-Projekts Genies (Gas-water-mineral interfaces in confined spaces: unraveling and upscaling coupled hydro-geochemical processes, 2022–2027) modernste Experimente und Modelle zur Untersuchung von Kristallisationsprozessen unter Beteiligung von Gasen in porösen Medien. Diese Modelle sind für eine Vielzahl von Untergrundanwendungen entscheidend, einschließlich tiefengeologischer Abfalllagerstätten, CO2-Sequestrierung, Wasserstoffspeicherung und geothermischer Systeme. Unsere integrierten, experimentell gestützten Modelle ermöglichen eine präzise Modellierung des Schadstoffverhaltens und tragen erheblich zur Reduzierung der Unsicherheit bei der Beurteilung der Integrität von Untergrundspeicher- und Extraktionssystemen bei.

Was treibt dich persönlich an?

Jenna Poonoosamy: Ich sehe wirklich einen Sinn in meiner Arbeit. Das Wissen, das ich aus meiner Forschung gewinne, wird dazu beitragen, bessere Entscheidungen im Standortauswahlprozess in Deutschland zu treffen. Was mich jeden Tag antreibt, ist meine Liebe zur Wissenschaft und die Faszination, komplexe hydro-geochemische Prozesse im Untergrund zu verstehen. Die Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus verschiedenen Fachrichtungen macht die Arbeit spannend, und es ist großartig, Technologien aus anderen Bereichen auf meine eigene Forschung anzuwenden. Mit begeisterten Doktoranden und Technikern zu arbeiten macht viel Spaß, und es ist äußerst bereichernd ihr Wachstum zu erleben!

Welche Herausforderungen siehst du für dich in der nächsten Zeit?

Jenna Poonoosamy: Da mein Team wächst (bereits sieben Mitglieder), ist eine zentrale Herausforderung, das richtige Gleichgewicht zwischen Projektmanagement, der Betreuung von Studierenden, der Zusammenarbeit mit den Postdocs im Team und meiner eigenen Forschung zu finden. Sicherzustellen, dass jedes Teammitglied die erforderliche Anleitung und Unterstützung erhält und gleichzeitig meine eigenen Forschungsprojekte voranzutreiben, erfordert ein sorgfältiges Zeitmanagement und Priorisierung. Das Erlernen einer effektive Kommunikation und Delegieren zu beherrschen, sind entscheidende Fähigkeiten, die ich entwickeln muss, um Produktiv arbeiten zu können und ein kollaboratives und innovatives Umfeld im Team zu fördern.

Was würdest du dir für deine Forschung in Zukunft wünschen?

Jenna Poonoosamy: Ich würde mir eine stabile und ausreichende Finanzierung wünschen, die von aktuellen politischen Agenden unabhängig ist. Die Forschung zu Untergrundprozessen und geologischen Lagerstätten ist entscheidend für eine langfristige Umweltsicherheit und erfordert kontinuierliche Unterstützung, um gründliche und unvoreingenommene Ergebnisse zu gewährleisten. Politische Veränderungen können oft zu Schwankungen in der Finanzierung führen, was die Kontinuität unserer Arbeit gefährdet. Eine sichere und verlässliche Finanzierungsquelle würde es uns ermöglichen, uns auf die Weiterentwicklung des Wissens zu konzentrieren und fundierte Entscheidungen zu treffen, die die Sicherheit der Öffentlichkeit und Umwelt über kurzfristige politische Interessen stellen.

Wo siehst du deine Disziplin in 5-10 Jahren?

Jenna Poonoosamy: In 5-10 Jahren sehe ich bedeutende Fortschritte in unserer Disziplin, da KI-Methoden und Automatisierung weiterhin fortschreiten. Unsere experimentellen und numerischen Ansätze werden zunehmend darauf ausgelegt sein, einen digitalen Zwilling des Endlagers für radioaktive Abfälle zu erstellen. Dieser digitale Zwilling wird als interaktives Modell des Endlager-Subsystems dienen und uns ermöglichen, seine Entwicklung über die Zeit mit beispielloser Genauigkeit und Detailtreue zu simulieren und vorherzusagen.

ORCID: 0000-0003-0090-1522