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Benjamin Schäfer (KIT)

Benjamin Schäfer leitet seit 2022 die Nachwuchsgruppe DRACOS (Data-driven analysis of complex systems) am Karlsruher Institut für Technologie, an dem er auch als Tenure Track Professor lehrt. Benjamin Schäfer studierte Physik und promovierte an der Universität in Göttingen. Nach einigen Jahren im Ausland mit Stationen in England und Norwegen kehrte er 2022 nach Deutschland zurück. Wir haben mit Benjamin Schäfer über seine Arbeit gesprochen.

Interview:

Woran arbeitest du gerade?

Benjamin Schäfer: Mein Ziel ist es, komplexe Probleme unserer Zeit zu lösen, wobei ich mich auf Themen der Nachhaltigkeit und insbesondere auf die Energiewende und das Stromnetz konzentriere. Inzwischen entstehen enorme Datenmengen während des Betriebs von Energienetzen.  Maschinelles Lernen und künstliche Intelligenz können uns helfen diese enormen Datenmengen zu verarbeiten, aber ich finde sie müssen dies aber auf transparente Weise tun. Klassifikationen oder Vorhersagen ohne Erklärungen sind nur begrenzt nützlich. Mein Ziel ist es daher, "Black-Box"-Modelle mit Hilfe von Interpretationswerkzeugen zu erklären oder direkt interpretierbare Modelle zu entwickeln. So sollte ein Algorithmus beispielsweise erklären, welche externen Faktoren, wie die Einspeisung von Photovoltaikanlagen, der aktuelle Strompreis oder die Tageszeit, für seine Vorhersage der Netzfrequenz oder des Haushaltsverbrauchs relevant sind.

Was treibt dich persönlich an?

Benjamin Schäfer: Ich möchte dabei helfen die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Das bedeutet, dass ich in meiner Forschung daran arbeite unser Energiesystem nachhaltig zu gestalten und den nächsten Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen. Das bedeutet auch, in der Forschung integrativ und offen zu sein, Menschen zu befähigen und ihr Potenzial freizusetzen. Ursprünglich hatte ich nicht vor, eine Führungspersönlichkeit zu werden, aber es ist viel einfacher, Dinge zu ändern, die nicht gut sind, wenn man sie selbst umsetzen und ändern kann. Daher habe ich große Freude daran mein internationales und interdisziplinäres Team aufzubauen und zu leiten.

Welche Herausforderungen siehst du für dich in der nächsten Zeit?

Benjamin Schäfer: Meine Gruppe und meine eigene Rolle befinden sich noch immer in einer Übergangsphase: Ich bewerbe mich ständig um zusätzliche Mittel, um neue Ideen zu verwirklichen, während ich gleichzeitig immer noch nach Doktoranden und insbesondere Postdoktoranden suche, um die Stellen zu besetzen, für die ich bereits Mittel erhalten habe. Ein solches Team zu leiten, zu organisieren und zu betreuen, ist keine einfache Aufgabe. Außerdem engagiere ich mich in diesem Jahr viel stärker in der Lehre, was eine großartige Gelegenheit ist, mit Studierenden in Kontakt zu treten, aber auch viel Zeit in Anspruch nimmt.

Was würdest du dir für deine Forschung in Zukunft wünschen?

Benjamin Schäfer: Ich wünsche mir, dass andere akademische aber auch Industrie-Akteure offener mit ihren Daten umgehen würden. Maschinelles Lernen benötigt Daten und oft werden Daten unzugänglich aufbewahrt ohne, dass die Besitzer die Daten selbst verwerten.

Wo siehst du deine Disziplin in 5-10 Jahren?

Benjamin Schäfer: Das ist sehr schwer zu beurteilen. Gegenwärtig beobachte ich eine Explosion neuer KI-bezogener Forschung und zahlreiche Möglichkeiten Drittmittel einzuwerben oder Stellen zu bekomme. Es fühlt sich ein wenig wie ein Goldrausch an. In 5 Jahren erwarte ich immer noch viele Fördermittel und Euphorie. Vielleicht hat sich der Mainstream-Hype bis dahin etwas gelegt. In 10 Jahren erwarten Optimisten vielleicht schon eine „Künstliche Allgemeine Intelligenz“, die fast alle Probleme lösen kann, während ich persönlich davon ausgehe, dass wir noch an speziellen KI-Lösungen für Energiesysteme arbeiten werden. Die Zeit wird es uns zeigen.

ORCID: 0000-0003-1607-9748