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Juni: Franziska Lederer (HZDR)

Franziska Lederer leitet die Forschungsgruppe BioKollekt am Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf dem Einsatz von artifiziellen Biomolekülen zum Recycling von Rohstoffen, zur Detektion von Mikroplastik und Nanoplastik und zur Optimierung des enzymatischen Plastikabbaus. Sie promovierte 2013 im Bereich der Mikrobiologie an der Universität Rostock. Im Interview spricht sie mit uns über ihre Forschung und was sie antreibt.

Interview:
Woran arbeitest du gerade?

Franziska Lederer: Ich arbeite gemeinsam mit meinem Team an der Identifizierung und Anwendung von Partikel-bindenden Biomolekülen, um die selektive Trennung dieser Partikel mit Hilfe von Biokollektoren zu ermöglichen. Ein Forschungsschwerpunkt meines Teams liegt auf der sortenreinen Trennung der im Leuchtstoffpulver von Energiesparlampen enthaltenen Seltenerdpartikel. Mit Hilfe von biofunktionalisierten magnetischen Biokollektoren gelingt es uns nun, die wertvollsten Komponenten aus dem Leuchtstoffpulver zu trennen. Gerade wurde dazu ein Patent angemeldet und ein Validierungsprojekt gestartet.

Was treibt dich persönlich an?

Franziska Lederer: Als Biologin bin ich von der gigantischen Vielfalt der Natur und ihrer Bausteine begeistert. Mein Ziel ist es, biologische Prozesse mit klassischen, in der Industrie etablierten Prozessen zu verknüpfen, um insbesondere mit Blick auf die Kreislaufwirtschaft die Rückgewinnung von deutlich mehr Rohstoffen aus Stoffgemischen zu ermöglichen. 

Die von uns etablierten Techniken können für alle möglichen Materialien eingesetzt werden und dabei helfen, kritische Elemente zurückzugewinnen oder aber toxische Elemente aus Systemen zu entfernen. Dazu wollen wir andere Forscher befähigen, diese Techniken einzusetzen und für andere Fragestellungen zu nutzen. In einem aktuellen Projekt wird ein Leitfaden und ein Software Tool entwickelt, um dies zu realisieren.

Welche Herausforderungen siehst du für dich in der nächsten Zeit?

Franziska Lederer: Wir arbeiten daran entwickelte Technologien in die wirtschaftliche Anwendung zu bringen. Eine weiter Herausforderung stellt die Erweiterung der Technologien im Rahmen der Helmholtz Sustainability Challenge zur Entwicklung eines Detektionssystems für Mikro- und Nanoplastik dar.

Was würdest du dir für deine Forschung in Zukunft wünschen?

Franziska Lederer: Ich würde mir mehr Kontinuität in Manpower und Investitionen wünschen. Des Weiteren würde ich mich über eine Erweiterung der Labore und weniger Bürokratie freuen. Generell wünsche ich mir mehr interdsziplinäres Denken und Technologieoffenheit in allen Fachdisziplinen über Struktureinheiten hinweg.

Wo siehst du deine Disziplin in 5-10 Jahren?

Franziska Lederer: Ich bin davon überzeugt, dass biologische Werkzeuge – insbesondere Peptide – deutlich häufiger zum Einsatz kommen. Ihre Eigenschaften zur selektiven Bindung von organischen und anorganischen Materialien sowie Ionen werden breiteren Einsatz in der Industrie haben und ich will mit meinem Team dazu einen entscheidenden Beitrag leisten.
Durch die Integration von Biotechnologien in andere Fachbereiche werden wichtige Beiträge zu notwendigen Transformationsprozessen in der Industrie geleistet.

ORCID: 0000-0002-0452-3242

Franziska Lederer im Campus Talk des BR