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Christina Wulf (FZJ)

Bild: privat

Christina Wulf leitet das Team Nachhaltige Lebenszyklen am Forschungszentrum Jülich. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf dem Life Cycle Sustainability Assessment von Wasserstoff- und Power-to-X-Technologien. Christina Wulf hat an der Technischen Universität Hamburg promoviert und kam 2015 als Postdoc ans Forschungszentrum Jülich. Seit 2023 leitet sie ihr eigenes Forschungsteam. Wir haben mit ihr im Interview über ihre Arbeit und das was sie antreibt gesprochen.

Interview:

Woran arbeitest du gerade?

Christina Wulf: Mit meinem Team arbeiten wir an der Weiterentwicklung von Methoden des Life Cycle Sustainability Assessments (LCSA). Wir bewerten neue Technologien hinsichtlich ihrer Umweltwirkungen, Kosten und sozialen Auswirkungen über den gesamten Lebenszyklus. Dabei konzentrieren wir uns vor allem auf neue Technologien im Energiebereich. Ein wichtiges Thema ist dabei die Fortschreibung der Technologie und der Bewertung in die Zukunft. Im Moment arbeite ich an der Frage, wie man die Ergebnisse der Einzelanalysen mit den Methoden der multikriteriellen Analyse sinnvoll zusammenführen kann. Insbesondere der Aggregation und der Gewichtung liegen wertebasierte Entscheidungen zu Grunde. Dies muss für die LCSA methodisch weiterentwickelt und umgesetzt werden.

Was treibt dich persönlich an?

Christina Wulf: Der anthropogene Klimawandel ist uns seit Jahrzehnten bekannt und langsam werden die Auswirkungen für die Menschheit immer spürbarer. Dies war für mich schon während meines Studiums die Motivation, mich mit erneuerbaren Energien zu beschäftigen. Neben dem Klimawandel gibt es aber auch andere Umweltauswirkungen von Technologien mit eher lokalen Effekten, die nicht aus den Augen verloren werden dürfen. Außerdem muss Energie bezahlbar bleiben und die Energiewende in Deutschland darf nicht zur Ausbeutung von Menschen in anderen Teilen der Welt führen. Dieses Spannungsfeld der Nachhaltigkeit sollte bei der Entwicklung neuer Technologien nicht vergessen werden und meine Arbeit im Bereich LCSA hilft dabei, bereits bei der Entwicklung der Technologien auf mögliche Probleme hinzuweisen und diese zu minimieren.

Welche Herausforderungen siehst du für dich in der nächsten Zeit?

Christina Wulf: Die Einwerbung von Drittmitteln ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden. Die Konkurrenz bei EU-Anträgen wird immer größer, die vorherige Bundesregierung hat aus Spargründen weniger Geld für Projekte zur Verfügung gestellt. Wir müssen daher in Zukunft noch kreativer werden, um weiterhin Projekte mit interessanten Partnern durchführen zu können.

Was würdest du dir für deine Forschung in Zukunft wünschen?

Christina Wulf: Häufig wird bei der Bewertung von Technologien nur über Treibhausgasemissionen und Kosten diskutiert. Andere Nachhaltigkeitsauswirkungen werden nur selten berücksichtigt, z.B. wenn wir dies in der Projektkonzeption vorschlagen. In Zukunft sollte es selbstverständlicher werden, dass bei der Bewertung von Technologien alle Nachhaltigkeitsdimensionen analysiert werden.

Wo siehst du deine Disziplin in 5-10 Jahren?

Christina Wulf: Im Bereich der Ökobilanzierung (engl. Life Cycle Assessment) hat sich in den letzten Jahren viel im Rahmen der vorausschauenden Bewertung von Technologien getan. Dies geht einher mit der Entwicklung neuer Open-Source-Tools. Diese Entwicklungen werden weiter ausgebaut und der zusätzliche Einsatz von künstlicher Intelligenz wird schnellere und komplexere Analysen ermöglichen. Dies wird sich auch auf die LCSA auswirken, da Analysen besser miteinander verknüpft werden können und mehr Daten frei zugänglich sein werden.

ORCID: 0000-0003-2698-0089