Florian Bauer (KIT)
Florian Bauer leitet das Projekt DeepStor am Karlsruher Institut für Technologie und die Forschungsgruppe „Geologie und Hydrologie“. Er hat an derTechnischen Universität Berlin promoviert und war anschließend dort als Research Assistant tätig. 2020 wechselte er ans KIT, wo er 2024 die Leitung des Projektes DeepStor übernahm. Wir haben im Interview mit ihm über seine Arbeit und seine persönliche Motivation gesprochen.
Interview:
Woran arbeitest du gerade?
Florian Bauer: Ich arbeite derzeit an der Umsetzung eines Konzeptes zur Nachnutzung ehemaliger Erdölfelder im Oberrheingraben für die Wärmespeicherung. Im Projekt „DeepStor“ bereiten wir dazu eine Explorationsbohrung vor, um die geologischen Eigenschaften des Reservoirs detailliert zu untersuchen und seine Eignung für die saisonale Hochtemperatur-Wärmespeicherung zu bewerten.
Besonders spannend finde ich die Idee der Nachnutzung von Kohlenwasserstofflagerstätten als Teil der Energiewende. Die bestehenden geologischen Reservoire werden in die CO₂-neutrale Wärmeversorgung überführt. Das erfordert nicht nur ein tiefes Verständnis der unterirdischen Prozesse, sondern auch intensive Abstimmungen mit Behörden, sorgfältige technische Planung und interdisziplinäre Zusammenarbeit.
Gerade im Wärmesektor können solche Speicher eine entscheidende Rolle spielen – als Bindeglied zwischen Erzeugung und Verbrauch, zwischen Sommer und Winter.
Was treibt dich persönlich an?
Florian Bauer: Mich motiviert, dass das Team mit unserer Arbeit ein konkretes Puzzleteil zur Wärmewende hier in der Region liefern könnte. Es geht darum, bestehende geologische Daten und Modelle aus der Zeit der Erdölförderung mit neuesten Methoden weiterzuentwickeln und neue Modelle zu erstellen mit Fokus auf eine geothermische Nutzung des mitteltiefen Untergrundes.
Dabei reizen mich besonders die komplexen Herausforderungen der Integration von Wissenschaft, Technik und Genehmigung, das Zusammenspiel vieler Akteure. Auch die Visualisierung der Ergebnisse mit unterschiedlichsten Methoden bleibt spannend, um die Modelle auch fachfremden Interessierten verständlich zu machen.
Welche Herausforderungen siehst du für dich in der nächsten Zeit?
Florian Bauer: Eine der größten Herausforderungen ist die interdisziplinäre Koordination innerhalb der Projekte: Geologie, Bohrtechnik, Bauplanung, Gewässerschutz, Sicherheit – all das muss in Einklang gebracht werden, oft mit sehr unterschiedlichen Sichtweisen und Anforderungen. Dabei braucht es klare Kommunikation, gegenseitiges Verständnis und eine gute Darstellung der Vorhaben, des Nutzens aber auch der Risiken.
Gleichzeitig ist eine umsichtige Projektplanung entscheidend. Bei einer Explorationsbohrung gibt es sehr viele komplexe Schritte, vom Zeitplan über die Logistik bis zur Datenaufnahme. Das erfordert nicht nur fachliche Präzision, sondern auch die Fähigkeit, Abläufe realistisch zu denken und flexibel zu bleiben. Besonders wichtig ist dabei die Zusammenarbeit im Team.
Was würdest du dir für deine Forschung in Zukunft wünschen?
Florian Bauer: Ich wünsche mir in erster Linie noch mehr interdisziplinären Austausch – über Instituts- und Fachgrenzen hinweg. Geowissenschaft, Energietechnik, Bauplanung, Datenanalyse und auch gesellschaftliche Perspektiven können zusammen gedacht werden. Gerade bei komplexen Systemen wie der saisonalen Wärmespeicherung im Untergrund ist es entscheidend, dass Fachdisziplinen frühzeitig und auf Augenhöhe zusammenarbeiten.
Die gemeinsame Entwicklung von Lösungen, von der geologischen Erkundung über die technische Umsetzung bis hin zur kommunikativen Einbindung der Öffentlichkeit sind herausfordern, aber auch sehr spannend.
Ich sehe in dieser Vernetzung großes Potenzial – für tragfähige Konzepte, die nicht nur wissenschaftlich fundiert, sondern auch gesellschaftlich anschlussfähig sind.
Wo siehst du deine Disziplin in 5-10 Jahren?
Florian Bauer: Ich gehe davon aus, dass die Nutzung des mitteltiefen Untergrunds für Wärmespeicherung in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnt – insbesondere im Zusammenspiel mit industriellen Wärmequellen und erneuerbarer Energie. Erste Demonstrationsprojekte wie unseres können dafür wichtige Erfahrungen liefern.
Ich sehe die Projekte künftig noch stärker an der Schnittstelle zwischen Geowissenschaft, Technik und Planung. Es wird darum gehen, bestehende historische geologische Daten neu zu bewerten, Unsicherheiten besser zu quantifizieren und realistische Betriebskonzepte für Speicher im Untergrund zu erarbeiten.
Wenn es gelingt, geologische Speicher als eine von mehreren Optionen in der Wärmeversorgung mitzudenken, wäre das ein wichtiger Schritt – wissenschaftlich wie gesellschaftlich.
ORCID: 0000-0003-3977-9309